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UBUNTU: lebensrettende Rauchmelder

Erstellt von Thomas Meier am 13.03.2009

 RAUCHMELDER RETTEN MENSCHENLEBEN

Lebring/Krottendorf-Gaisfeld. 13.03.2009. In Krottendorf-Gaisfeld (Bezirk Voitsberg) ist Freitag früh das Drogentherapiezentrum „Ubuntu" in Flammen aufgegangen. Dank installierter Rauchmelder wurde niemand verletzt. Der Sachschaden wird mit mehreren 100.000 Euro beziffert.

Erkenntnisse der Feuerwehr belegen, dass Menschen bei einem Brandgeschehen nur wenige Minuten Zeit zur Flucht verbleiben. Betroffene haben in dieser Situation (vor allem in den Nachtstunden) nur dann eine Chance, wenn sie entsprechend gewarnt werden. Mit Hilfe von Brand- und/oder Rauchmeldern können Brände frühzeitig erkannt werden und ein Alarm mit lautstarkem Ton ausgelöst werden. Schon nach zwei bis drei Minuten kann eine Rauchgasvergiftung folgenschwer enden.

„Dass beim heutigen Großbrand kein Bewohner zu Schaden kam, ist mehreren Faktoren zu verdanken“, ist Einsatzleiter ABI Ewald Raudner überzeugt, der mit 26 Mann der Feuerwehren Gaisfeld, Krottendorf, Krems und Voistberg die Flammen bekämpfte.

„Bewährt hat sich“, so Raudner, „dass das Objekt von uns alljährlich gemeinsam mit den Klienten und Betreuern beübt wird. Bewährt hat sich, dass Rauchmelder installiert waren und bewährt hat sich auch, dass sowohl Klienten als auch Mitarbeiter so besonnen reagiert haben. Situationserleichternd für uns Einsatzkräfte war, dass beim Eintreffen am Brandobjekt kein Bewohner mehr im Haus bzw. in Gefahr war, denn das Gebäude stand bereits in Vollbrand“, schildert Abschnittsbrandinspektor Raudner die ersten Minuten des Einsatzgeschehens. Mittels umfassenden Löschangriff von der Nord- und Südseite des Gebäudes (3 HD-Rohre und 1 B-Rohr) konnte gegen acht Uhr morgens "Brand aus" gegeben werden.

Die Nachlöscharbeiten während der Brandwache zogen sich bis in die Mittagsstunden. Raudner’s Resümee ist, dass die vorhandenen Rauchmelder Menschenleben gerettet haben. „Aufgrund einer unpräzisen Notrufabsetzung ergab sich für die Feuerwehrkräfte eine Zeitverzögerung von rund eineinhalb bis zwei Minuten. Zwei Minuten können – wenn Menschen in einem brennenden Gebäude eingeschlossen und zu retten sind, durchaus zum Wettlauf mit der Zeit werden und schlimm für die Betroffenen enden.

Immer wieder empfehlen wir daher, auch in Privatobjekten Rauchmelder – zum Schutz von Leib und Leben - zu installieren. Das hat sich heute bestens bewährt.“

Das Wohnhaus „Ubuntu“ ist eine Langzeit-Therapieeinrichtung für junge Erwachsene mit Anpassungsproblemen und/oder Persönlichkeitsstörungen. „Ubuntu“, ein aus Afrika stammender Begriff, bedeutet, „dass der Mensch erst durch Menschen Mensch wird“, erklärt Geschäftsführerin Mag. Petra Orville.

 „Für zwölf bis 14 Klienten bieten beide Häuser in Gaisfeld Platz, erklärt Orville, die sich trotz der ernsten Lage über das richtige Handeln aller Beteiligten in dieser Ausnahmesituation erfreut zeigt. „Ich bin stolz auf meine Mitarbeiter und Bewohner, denn man darf nicht vergessen, dass es sich um psychisch erkrankte Menschen handelt. Über das Wochenende ist der Verbleib der Klienten in Stainz gesichert, wir arbeiten intensiv an einer Ersatzlösung. Das Haus in Gaisfeld bauen wir sicher wieder auf“,  ist die Geschäftsführerin überzeugt.

„Wir sind eine Gemeinschaft, die nach dem Prinzip der Wiedergutmachung lebt. Den Klienten soll durch Aufgaben in und von der Gemeinschaft der Weg zurück in die Gesellschaft ermöglicht werden. Dazu gehört unter anderem auch das richtige Verhalten im Brandfall. Das haben wir gemeinsam mit der FF Gaisfeld schon mehrmals geübt. Es hat sich bezahlt gemacht, dass die Bewohner gewusst haben, wie sie sich zu verhalten haben und es hat sich bewiesen, dass Rauchmelder Leben retten“, merkt Petra Orville als Nachsatz an.

Als Helden des Tages wollen Ubuntu-Mitarbeiterin Nicole Griesser und Klient Daniel Dobler nicht bezeichnet werden, wie wohl durch ihr umfassendes und beherztes Handeln Schlimmeres vermieden wurde.

„Munter wurde ich durch das ständige Ein-und Ausschaltens des Bewegungsmelders und durch das Krachen herabfallender Dachziegel“, erzählt Nicole Griesser. „Nach einem Blick von der Terrassentür aus sah ich, dass der Balkon vom ‚1er-Haus‘ bereits in Flammen stand. Der Alarmton der Rauchmelder war laut zu hören. Schlagartig hellwach, habe ich bei mir im ‚2er-Haus‘ die Bewohner geweckt und die Einsatzkräfte verständigt. Danach bin ich rüber zum 1er-Haus, wo mir Daniel bereits mit den Anderen entgegenkam. Ich konnte mich davon überzeugen, dass alle in Sicherheit waren, dann bin ich schon ein wenig knieweich geworden“, erinnert sich Nicole Griesser.

Was ich immer noch vor meinem geistigen Auge sehe ist der brennende Balkon; dieser Anblick hat sich  mir eingeprägt.“

 

 

Daniel Dobler wohnte mit weiteren Klienten in dem vom Brand betroffenen Gebäude. „Ich kann gar nicht genau sagen, was mich erwachen lies – der Signalton der Rauchmelder, die Unruhe der Therapiehunde oder das knisternde Geräusch des Brandes. Ich bin zum Fenster und wie ich die Vorhänge öffnete, leuchtete mir bereits heller Flammenschein entgegen. Sofort bin ich in die Nachbarzimmer gelaufen und habe die Mitbewohner geweckt. Nachdem kurz darauf die Bewohner und Hunde im Freien waren und ich die Feuerwehr alarmiert hatte, bin ich nochmals rein und habe versucht, die Flammen mit einem Feuerlöscher zu bekämpfen Ich war jedoch machtlos.“

Klient Dobler ist bereits seit 13 Monaten im „Ubuntu“ wohnhaft. „Ich war innerlich auf 580, aber die Brandübungen mit der Feuerwehr und auch ein Zivilschutzkurs, wo ich den Umgang mit Feuerlöschern gelernt habe, waren sehr hilfreich. Es ist alles aus dem Unterbewußtsein gekommen; meine größte Sorge war nur, dass wir das alle gut überstehen.“

Das Feuer dürfte gegen gegen halb 5 Uhr morgens im Dachgeschoß des Betreuungswohnhauses „Ubuntu" in Krottendorf (Bezirk Voitsberg) ausgebrochen sein. Die Alarmierung der Feuerwehren erfolgte um 04.54 Uhr. Die Brandursache ist vermutlich auf Fahrlässigkeit eines Klienten zurückzuführen.

Im Einsatz:

Feuerwehren Gaisfeld, Krottendorf, Krems und Voistberg

2 Notärzte und Rotes Kreuz

Polizei

 

Text: Thomas Meier

Fotos: FF Gaisfeld und Thomas Meier